
Hardenbergblock wird zum Leuchtturmprojekt der Energiewende
Der Hardenbergblock gegenüber dem Stadtpark ist das wohl markanteste Kulmbacher Wohngebäude der Nachkriegszeit. Über 150 Wohnungen beherbergt der vierstöckige, langgezogene Komplex, der in Teilen sogar unter Denkmalschutz steht. Die Baugenossenschaft Kulmbach (BG) als Eigentümerin will die stadtbildprägende Immobilie fit machen für die Zukunft und setzt mit einem neuen regenerativen Wärmepumpen-Heizsystem ein wichtiges Zeichen für den Klimaschutz.
KULMBACH. Wer zuletzt in der Hardenberg- oder Goethestraße unterwegs war, dem dürften sie längst aufgefallen sein: die großen grauen Geräte auf der Rasenfläche neben dem Gehweg, die sich im Abstand von einigen Metern entlang der Gebäudefassade aneinanderreihen. Sie bilden das Herzstück der neuen Heizungsanlage im Hardenbergblock, welche die 30 Jahre alte Gas-Zentralheizung ersetzt.
Auf den ersten Blick mag der vierstöckige, hakenförmige Gebäudekomplex, Baujahr 1951, mit 153 Wohneinheiten dabei gar nicht als „Idealobjekt“ für eine Modernisierung mit Wärmepumpen gelten. Schließlich geistern noch immer Vorstellungen von vermeintlichen Voraussetzungen wie „Fassadendämmung“ und „Fußbodenheizung“ durch die Köpfe, wenn es um das Thema „Wärmepumpe in der Sanierung“ geht. Beides erfüllt der Hardenbergblock nicht: Die Wohnungen sind mit Plattenheizkörpern ausgestattet, eine Fassadendämmung kam nicht in Frage, denn Teile des Gebäudes stehen unter Ensembleschutz, wie etwa die verglasten, vorgesetzten Treppenhäuser sowie mehrere Terrakotta-Fresken über den Eingängen und eine Wandmalerei über der Hofdurchfahrt.
Nichtsdestotrotz hat sich die Baugenossenschaft entschieden, das über 70 Jahre alte Gebäude mit 153 Wohneinheiten auf ein regeneratives Wärmepumpen-Heizsystem umzustellen. Hierfür wurden im Zuge der Sanierung Dachboden und Kellerdecke gedämmt, die alten Heizkörper konnten in den Wohnungen verbleiben. Wichtig war der Baugenossenschaft, dass die Heizungssanierung verträglich und ohne größere Einschränkungen für die Bewohnerinnen und Bewohner erfolgt.
15 Wärmepumpen für 153 Wohnungen
Zusammen mit dem örtlichen Wärmepumpenhersteller Dimplex wurde dafür ein Konzept entwickelt, das den besonderen Anforderungen gerecht wird. Denn die Wohnungen befinden sich in einem ganz unterschiedlichen Sanierungszustand, unter anderem was Fensterverglasung und Heizkörper angeht. Umfassend saniert wird nämlich immer erst, wenn eine Wohnung frei wird. Um diesem sich noch veränderndem Wärmebedarf gerecht zu werden und dabei möglichst effizient zu heizen, hat man sich beim Hardenbergblock für ein bivalentes System entschieden: Jedes der 15 aneinandergereihten Einzelgebäude mit jeweils acht bis zwölf Wohnungen wird von einer eigenen Luft-/Wasser-Wärmepumpe beheizt. Ein moderner Gas-Brennwertkessel, gesteuert über die Wärmepumpe, fungiert als Backup für Spitzenlasten. Die Heizungsstationen befinden sich jeweils im Dachgeschoss, bei den letzten sechs Gebäuden in der Goethestraße sind sie im Keller untergebracht.
Fertigstellung bis November 2025
Anschluss und Einrichtung der Wärmepumpenanlage erledigen die BG-Installateure um SHK-Meister Oliver Schedewie und SHK-Anlagentechniker Dominic Laaber in Eigenregie, die Inbetriebnahme übernimmt der Service des Herstellers. Auch bei der Planung des Projektes – die ersten Gespräche dazu fanden Anfang 2022 statt – konnte die BG auf dessen Unterstützung zählen. Denn ein solches Projekt ist auch für die Baugenossenschaft eine Mammutaufgabe, wie Silke Eber vom Vorstand betont. Deshalb ist man froh, dabei sukzessive vorgehen zu können: Die einzelnen Gebäude, aus denen sich der Hardenbergblock zusammensetzt, werden nacheinander umgerüstet. Gestartet wurde 2023 in der Hardenbergstraße mit dem Eckgebäude neben dem Fitnessstudio, von dort wurde sich Gebäude für Gebäude vorgearbeitet. Die erste Wärmepumpe wurde bereits Mitte Januar 2024 in Betrieb genommen, bis Ende November werden insgesamt neun Anlagen laufen. Der Anschluss der letzten sechs Gebäude soll bis November 2025 erfolgen.
Oliver Schedewie von der Baugenossenschaft, der als Sanitärmeister das Projekt betreut, ist zufrieden: „Wir kommen gut voran. Die Umstellung, die wir bei einem Großteil der Gebäude bereits vollzogen haben, hat reibungslos geklappt und auch die Bewohnerinnen und Bewohner sind zufrieden.“ Bereits seit der Gasversorgungskrise als Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine seien die Mieter sensibilisiert worden, sich um ein energieeffizientes Heizen zu bemühen.
Bedenken bezüglich der neuen Heizungsanlage hat es laut ihm keinerlei gegeben. Auch eine mögliche Geräuschentwicklung durch die Wärmepumpen war bei den Bewohnern des Hardenbergblocks nie ein Thema. Laut Schedewie hat man sich bewusst für schalloptimierte Geräte entschieden, die trotz ihrer hohen Leistungsfähigkeit sämtlichen Schallgutachten standhalten. Auch der Aufstellort wurde sorgfältig ausgewählt: Die Luft-/Wasser-Wärmepumpen stehen in einigem Abstand auf der großen Freifläche vor dem Gebäude, so dass für die Bewohner der 153 Wohnungen keine Lärmbelästigung entsteht.
Klimaneutral heizen – mit Wärmepumpe im Bestand
Die energetische Sanierung des Hardenbergblocks ist ein Leuchtturmprojekt der Energiewende. Denn: Mit der alten Heizungsanlage lag der Gasverbrauch für den gesamten Gebäudekomplex bei deutlich über einer Million Kilowattstunden jährlich. Mit der Umstellung auf ein klimafreundliches Heizsystem mit Wärmepumpen setzt die Baugenossenschaft Kulmbach daher ein wichtiges Zeichen. Denn im Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist der verbindliche Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen gesetzlich verankert. Für Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer wird folglich die Umrüstung von Bestandsgebäuden auf regenerative Heizsysteme ein zentrales Thema der nächsten Jahre sein. Für Silke Eber, Vorstand der Baugenossenschaft, geht es darum, „Möglichkeiten zu schaffen, auch einen Altbau wie den Hardenbergblock – unser bei Weitem größtes Objekt – energetisch in die richtige Richtung zu bringen“. Sie betont: „Das hier ist ohne Frage ein wichtiges Zukunftsprojekt.“